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Stephan Gregory
Wissen und Geheimnis
Das Experiment des Illuminatenordens


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Der Geheimbund der Illuminaten - 1776 an der Universität Ingolstadt gegründet, 1784 von den bayerischen Behörden aufgedeckt - ist ein buchstäblich "verrücktes" Geschichts-Objekt, das bereits den Zeitgenossen in mehr als einer Hinsicht Rätsel aufgab.

Während sich bisherige Forschungen auf die Frage nach der Bedeutung der Geheimbünde konzentriert haben, versucht Gregory, die Welt der Illuminaten aus den Mechanismen ihres Funktionierens zu rekonstruieren, d.h. aus den meist unbeachteten Erkenntnispraktiken und technischen Infrastrukturen, die sie organisieren. Auf diese Art "von unten", von den elementaren Praktiken des Wissens und der Kommunikation her betrachtet, gibt sich der Illuminatenorden als eine subjektpolitische Experimentalanordnung zu erkennen. Ein Geheimlabor der Moderne, in dem bereits zu Zeiten des Ancien Régime die neuen Kommunikations-, Überwachungs- und Selbsterfahrungsprozeduren des bürgerlichen Zeitalters erprobt werden.

Offensichtlich ist es gerade das Fehlen der üblichen Herrschaftsgrundlagen (Territorium, Gewaltmittel, sichtbare Repräsentation der Herrscherwürde), das den Ordensgründer Adam Weishaupt dazu gezwungen hat, eine neue Regierungsweise zu erfinden: eine deterritorialisierte und entmaterialisierte Herrschaft, die nicht mehr auf Furcht und Zwang, sondern auf der freien Einsicht der Subjekte beruhen soll. Insofern das illuminatische Kontrollsystem nicht auf optisches Sehen, auf räumliche Anordnungen und physische Präsenz angewiesen ist, ermöglicht es eine Ausweitung der Überwachung auf das gesamte gesellschaftliche Feld; insofern es nicht mehr an die Existenz eines Zentralauges gebunden ist, sondern sich in einem Netzwerk von Mitteilungen und Beobachtungen organisiert, geht es über die ortsgebundene Disziplinarinstitution des Benthamschen »Panopticons« hinaus und erscheint eher als eine Vorwegnahme heutiger, »deterritorialisierter« Sicherheits- und Kontrolldispositive.

Wird die unmögliche Position der geheimen Allmacht in den Verschwörungsphantasmen der Moderne gewöhnlich durch die Figur des »Juden« aufgefüllt, so besteht die ideologische Neuerung heutiger, popkultureller Verschwörungserzählungen darin, »Juden« durch »Illuminaten« zu ersetzen, und auf diese Weise eine neue, ›naive‹ Spielart des Antisemitismus hervorzubringen.

Der Autor
Stephan Gregory, geb. 1962, studierte Humanmedizin in Marburg und Berlin, Philosophie und Neuere deutsche Literatur in München und Wien; Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar. Er arbeitete als freier Autor für den Jugendfunk des Bayrischen Rundfunks, für Jungle World, Texte zur Kunst u.a. 1998-2004 Lehrauftrag für Medien- und Kulturtheorie an der Merz Akademie in Stuttgart, seit 2004 Koordinator beim Graduiertenkolleg »Mediale Historiographien« der Universitäten Weimar, Erfurt und Jena.

Stroemfeld Verlag, 2009, 520 S.
38,00 Euro
Broschiert
ISBN: 978-3-86109-183-7




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