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Gottlieb Florschütz
Philosophie des Übersinnlichen
ASW, Telepathie und andere Phänomene


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Außersinnliche Wahrnehmungen (ASW) sind ein weit verbreitetes und uns allen vertrautes Phänomen. In diesem Buch wird die Vielfalt der außersinnlichen Phänomene - unter anderem Telepathie, Hellsehen, sowie Spuk- und Geistererscheinungen - im Rahmen einer New-Age-Philosophie gedeutet, die den bisherigen naturwissenschaftlichen Rahmen überschreitet. Große Philosophen wie Sokrates, Swedenborg und Kant haben sich bereits Gedanken über außersinnliche Wahrnehmung gemacht und sie zu deuten versucht. Doch erst heute liegt uns mit Sheldrakes Theorie der morphischen Resonanz, auf die in diesem Buch Bezug genommen wird, ein einheitlicher biologischer Erklärungsansatz für die Vielfalt außersinnlicher Wahrnehmungen vor.

Leseprobe:
Der Dämon des Sokrates
Auch in der Antike gab es außersinnliche Wahrnehmung. So ist bekannt, dass z.B. Sokrates sein sogenanntes "Daimonion" befragte, bevor er wichtige Entscheidungen traf. Diesem "Dämon" des Sokrates werden wir uns im folgenden Kapitel zuwenden. Sokrates vernahm angeblich eine innere Stimme, die ihn mahnte und zurückhielt, wenn er im Begriff war, etwas ihm Nachteiliges zu tun. Sokrates selbst spricht nicht direkt von einem Dämon, von dem er inspiriert sei, sondern von einer inneren Stimme, die er vernehme, von einem göttlichen Zeichen, das er erhalte.
Über diese Befindlichkeit seines psychischen Lebens spricht Sokrates zu seinem Schüler Platon mit der allergrößten Bestimmtheit. Die Quelle seiner Eingebungen aber lässt er unbestimmt. Er selber nennt sie nicht Dämon, sondern "Daimonion", etwas Dämonisches, eine innere Stimme eben, die ihm sowohl philosophische Inspirationen gibt als auch ihn abhaltend und abratend mahnt, wenn er im Begriff ist, etwas zu tun, was ihm Schaden zufügen könnte.
Sokrates spricht von "dem gewohnten göttlichen Zeichen", von einer "prophetischen Stimme der Gottheit", von der "durch Gottes Schickung mir zugeteilten Stimme" (1). Diese innere Stimme sei ihm von Kindheit an gegeben, so dass kaum ein Tag seines Lebens verstrichen sei, an welchem er sie nicht vernommen habe. Sie trieb ihn in der Regel nicht zu Handlungen an, sondern hielt ihn nur ab, wenn er im Begriffe war, etwas für ihn Nachteiliges zu tun. Den Wert dieses "Daimonions" schätzte Sokrates so hoch ein, dass er dieser inneren Stimme auch gegen seine rationale Einsicht unbedingt gehorchte. Dieser inneren Stimme schrieb Sokrates es auch zu, dass er sich bewusst von der Politik fernhielt: "Der Grund davon liegt in dem, was ihr mich oft und bei vielen Gelegenheiten sagen hörtet, dass etwas Göttliches und Dämonisches sich in mir vernehmen lasse... Das begann bei mir schon von meinen Knabenjahren an; eine Stimme lässt sich vernehmen, und wenn sie sich vernehmen lässt, warnt sie mich stets vor dem, was ich zu tun im Begriffe bin, treibt mich aber nie an. Das ist es, was mich abmahnt, mich mit öffentlichen Angelegenheiten zu befassen." (2)
Sokrates' intensive Beschäftigung mit der Philosophie hingegen war von seinem Daimonion indirekt gebilligt, indem ihm seine innere Stimme davon nicht abriet. Seine besondere Lehrmethode, die im Gegensatz zu der Lehrmethode der Sophisten weniger in glatten Kathederreden als vielmehr in vorgelegten Fragen bestand, gleichsam eine geistige "Hebammenkunst", die er trieb, schreibt er seinem "Daimonion" zu: "Zu entbinden nötigt mich der Gott; das Erzeugen wehrt er mir."(3)
Damit ist gemeint, dass Sokrates immer nur durch geschicktes Nachfragen das Wissen aus seinen Schülern herausholte; niemals aber selber eine dogmatische philosophische Lehre verkündet hat. Als Sokrates vom athenischen Senat angeklagt wurde, hieß es in der gegen ihn gerichteten Anklageschrift, dass Sokrates die vom Staat anerkannten Götter nicht verehre und dafür fremdartige Götter einführe. Diese Beschuldigung des athenisches Senats bezog sich auf sein "Daimonion". Sokrates entgegnet daraufhin seinen Richtern, dennoch nicht von seiner inneren Stimme ablassen zu wollen:
"Wenn ihr unter solchen Bedingungen mich freigeben wolltet, dann würde ich euch sagen: Zwar halte ich euch, ihr athenischen Männer, für lieb und wert, doch werde ich dem Gotte mehr gehorchen als euch... denn das, müsst ihr wissen, gebietet mir mein Gott (...) Demnach, ihr athenischen Männer... sprecht mich frei, oder sprecht mich nicht frei, in der Überzeugung, ich werde mein Tun nicht ändern, und wenn ein mehrfacher Tod mich bedrohte." (4)
Mit "seinem Gott" ist die innere Stimme, das "Daimonion" des Sokrates gemeint, dem Sokrates mehr vertraute als den griechischen Göttern. In Bezug auf die Anklage, er habe mit seinem "Daimonion" einen neuartigen Gott einführen wollen, entgegnet Sokrates: "Er nennt mich einen Göttererfinder, und weil ich neuere Götter erfinde und die alten Götter nicht für Götter halte, erhob er, wie er sagte, eben deshalb eine Anklage gegen mich" - worauf sein Schüler Eutyphron entgegnet: "Ich verstehe, lieber Sokrates, weil du behauptest, bei jedem Vorfall rege sich dein Daimonion. Er hat also diese Anklage gegen dich erhoben, als sinnest du auf Neuerungen in göttlichen Dingen, und tritt, dich zu verdächtigen, vor Gericht auf, da er weiß, dass der große Haufen für Beschuldigungen in solchen Dingen sehr empfänglich ist." (5)
Sokrates hört seine innere Stimme bis zu seinem Lebensende, und noch in der sicheren Erwartung des Todesurteils hält er an seinem Daimonion fest. Obwohl er leicht seine Freisprechung hätte bewirken oder entfliehen können, verzichtete Sokrates darauf, sich in diesem Sinne zu verteidigen, und zwar, weil ihn wiederum sein Daimonion davon abhielt. So hörte er auch bei seiner Verurteilung zum Tod auf seine innere Stimme, die ihm abriet, noch eine Verteidigungsrede auszuarbeiten; und er verzichtete auch auf eine weitere Verteidigungsrede vom Redner Lysias. Sokrates begründete seinen Verzicht auf Verteidigung und die gelassene Hinnahme seines Todesurteils mit dem Hinweis auf sein Daimonion: "Mir, verehrte Richter, widerfuhr etwas Wundersames. Die weissagende Stimme des Daimonions nämlich, die ich zu vernehmen pflege, mahnte mich in der ganzen früheren Zeit sehr häufig ab, und zwar bei sehr geringfügigen Veranlassungen, wenn ich etwas Verkehrtes zu tun im Begriffe war. Jetzt aber ist mir das begegnet, was ihr selbst seht und was manche für das größte Unglück halten möchten und was wirklich dafür gilt" - seine Verurteilung zum Tode nämlich - "doch es mahnte mich weder, als ich am heutigen Morgen vom Hause wegging, der Wink des Gottes ab, noch als ich hier heraufstieg zum Gerichtshof, noch bei meiner Rede, wenn ich irgend etwas zu sagen im Begriffe war, obwohl es fürwahr bei anderen Vorträgen häufig mitten in der Rede mich zurückhielt. Jetzt aber, bei der Verhandlung selbst, hat es mich nirgend von etwas, was ich tat oder sagte, abgemahnt... Zu meinem Heile scheint, was mir widerfuhr, sich begeben zu haben, und unmöglich haben diejenigen von uns die richtige Ansicht, die annehmen, das Sterben sei ein Übel. Dafür wurde mir ein starker Beleg zuteil: notwendigerweise nämlich hätte das gewöhnliche göttliche Zeichen mich abgemahnt, wenn ich im Begriffe gewesen wäre, etwas Unheilbringendes zu tun." (6)
So sehr vertraute Sokrates seiner inneren Stimme, dass er aus deren Schweigen angesichts des Todesurteils schloss, seine Verurteilung und sein Tod seien für ihn kein Übel, sondern eher ein Gewinn. Sokrates' Einschätzung dem Tode gegenüber widerspricht diametral der allgemein üblichen Einschätzung des Todes als das größte Übel. An dieser verdrängenden Haltung dem Tod gegenüber hat sich seit damals nichts geändert. Sokrates aber geht freiwillig in den Tod, indem er der Verurteilung nicht widerspricht und auch nicht fliehen will.
Sokrates, der an Orakel und prophetische Träume glaubte, hielt sein "Daimonion" gleichsam für ein individuelles inneres Orakel, dessen Wesen er aber nicht näher zu bezeichnen vermochte. Das "Daimonion" wurde von Sokrates immer nur als innere Stimme "gehört", aber niemals gesehen, so wie man im Traum keine wirkliche Stimme hört, sondern sich nur eine innere Vorstellung davon machen kann und dennoch andere zu hören glaubt. Wir hören, ebenso wie Sokrates, nur eine virtuelle Stimme im Traum.
Man könnte diese innere Stimme des Sokrates im Sinne der modernen Parapsychologie meines Erachtens als außersinnliche Wahrnehmung bezeichnen. Diese Deutung von Sokrates' "Daimonion" als ASW (ESP) (7) erfährt eine Bestätigung darin, das sich die innere Stimme des Sokrates mit Bezug auf die möglichen Folgen der beabsichtigten Handlung vernehmen ließ, also präkognitive Züge trug, ähnlich wie im Fall präkognitiver außersinnlicher Wahrnehmung.
Im Mittelalter wurde das "Daimonion" des Sokrates von den Kirchenvätern zum eigentlichen Dämon verteufelt, wobei die katholische Kirche es dahingestellt sein ließ, ob diese innere Stimme ein "guter" oder ein "böser" Dämon war. Heute würde man in parapsychologischer Terminologie wohl eher von Vorahnungen oder PSI-Fähigkeiten sprechen, insbesondere von außersinnlicher, präkognitiver Wahrnehmung (ASW).
Die stärkste Parallele zu dem "Daimonion" des Sokrates findet sich bei unseren Träumen. In unseren Träumen befinden wir uns auf einer Traumbühne von bestimmter Beschaffenheit und in Gesellschaft von meistens sehr präzise charakterisierten virtuellen (8) "Personen", mit deren lchen wir reden und handeln, an die wir im Traum Fragen stellen, von welchen wir Antworten erhalten, die sich mit unseren Handlungen verbinden oder sie durchkreuzen.
Die Tatsache, dass wir jede Nacht träumen, ist viel sonderbarer, als sie auf den ersten Anblick erscheint. Unsere Träume sind nämlich weder das Produkt einer äußeren fremden Inspiration, noch können sie als das gesetzlose Spiel unserer Phantasie angesehen werden; sie müssen also aus unserem eigenen Inneren kommen, aus dem "Unbewussten" oder "Unterbewussten", wie Freud und C. G. Jung es bezeichnen würden.

Der Autor
Dr. Gottlieb Florschütz ist promovierter Philosoph. Er schrieb seine Doktorarbeit über "Swedenborgs verborgene Wirkung auf Kant", Würzburg, 1992. Er lehrte jahrelang an der PH in Halle und Kiel die Fächer Philosophie und Ethik. Florschütz befasst sich seit Jahren mit parapsychologischen Themen und leitet Parapsychologie- und Philosophiekurse an der Kieler Volkshochschule.
Bisherige Publikationen: "Trip ins Jenseits", "Leben auf dem Mars" (in Magazin 2000) und "Jenseits des Irdischen". Nach mehreren Aufsätzen über das Gebiet des Okkulten legt Florschütz mit diesem Buch die Ergebnisse seines philosophischen Denkweges und seiner persönlichen Erfahrungen mit außersinnlicher Wahrnehmung vor.
Die Idee zum vorliegenden Parapsychologiebuch kam durch eine Begegnung mit dem amerikanischen Parapsychologen Prof. Milan Ryzl, der sich seit 30 Jahren mit der systematischen Erforschung des Okkulten befasst und mehrere Bücher zu dieser Thematik publiziert hat, z.B. das Lexikon der Parapsychologie", "Der Tod ist nicht das Ende" u.a.
Gottlieb Florschütz wurde 1962 in Passau geboren und lebt zur Zeit als Single in Kiel. Seine Forschungsgebiete erstrecken sich von Parapsychologie über die Philosophie bis zur Medienwissenschaft. Seine Hobbys: Fahrradfahren, Segelfliegen, Lesen, Fernsehen, Musik, Lieben, Nachdenken und Experimentieren mit dem Okkulten.

Spirit Rainbow Verlag, 2001, 160 S.
14,80 Euro
Broschiert
ISBN: 978-3-929046-32-8




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